„Amy Carmichel“ Hilfe für Kinder in Indien _______________________________________________________________________
Zu Beginn des Rundbriefes einige aktuelle Informationen. Die „Amy“-Familie hat in den letzten Wochen Zuwachs bekommen: Ein weiteres Kind hat Pateneltern gefunden. Und 2 neue Kinder, schon mit Pateneltern, haben zu uns gefunden – hier handelt es sich um eine bisher eigenständige private Initiative einer Familie. Herzlich Willkommen! Es sind nun also insgesamt 22 Kinder, die über die Patenschaftsaktion gefördert werden, 6 davon sind noch auf der Suche nach Pateneltern.
Neben Artikeln, die ich an verschiedene Zeitungen, jetzt hauptsächlich in den an Thüringen grenzenden Regionen, gegeben habe, ist in der Pfingstwoche auch eine kleine Plakataktion mit Handzetteln in einigen Kirchen o.ä. angelaufen, um weitere interessierte Leute auf das Projekt aufmerksam zu machen. Die Plakat-Datei (JPEG-Format) kann bei mir angefordert werden, ebenfalls ein Infobrief dazu. (Plakat zur Ansicht)
Auch auf der Internet-Seite hat sich einiges getan. So findet sich auf der Seite „Unser Internat“ jetzt neu ein Link zu mehreren Landkarten, damit man sich eine bessere Vorstellung darüber machen kann, wo Pandur eigentlich liegt – und ein kleiner Rundgang durchs Dorf ist auch möglich geworden. Auf der Themenseite zum Tsunami (Rundbrief vom Februar 2005) sind Links zu Hintergrundinformationen, Bildern und einer Übersichtskarte hinzugekommen.
Nun zum „Pandur-Report“, der in diesem Jahr freundlicherweise von Insa Bloem übernommen wurde. Sie hat ab September 2004 ein halbjähriges Praktikum im Frolich Home in Pandur geleistet. Vielen Dank dafür!
Mit vielen Grüßen W. Stelle
Insa Bloem
Bericht über das T.E.L.C. Frolich Home for Girls (September 2004 – März 2005)
Das T.E.L.C. Frolich Home in Pandur ist ein Heim, dass Mädchen aus verarmten und schwierigen Familienverhältnissen ein zu Hause und viel Geborgenheit gibt. Auf dem Grundstück des Heims gibt es einen Kindergarten, eine Nähschule, eine kleine Krankenstation, ein Büro und das eigentliche Heimgebäude, in dem es zwei Schlafräume, eine Kochstelle, einen Lagerraum und einen Gebetsraum gibt. Das Grundstück besteht zudem aus einem großen schönen Garten, um den sich alle Mädchen regelmäßig kümmern.
Ziel des Frolich Homes ist es nicht nur Unterkunft und Ernährung zu sichern, sondern auch Bildung, Disziplin, Förderung der individuellen Talente, Kreativität und Freude zu schenken. All dies sind Dinge, die ihnen ohne dem Heim fremd bleiben würden. Die meisten im Heim lebenden Mädchen stammen aus Pandur selbst oder den nahe liegenden Dörfern in der Umgebung.
Pandur ist ein kleines Dorf, in dem ca. 300 Familien leben, welche ihren Lebensunterhalt fast ausschließlich in der umliegenden Landwirtschaft finden. Die meisten Männer arbeiten auf den Feldern, sowie viele Frauen ebenfalls an dieser Arbeit beteiligt sind, indem sie Unkraut entfernen. Doch es wird immer schwerer für viele Arbeit zu finden. Die Arbeit in der Landwirtschaft ist natürlich von der jeweiligen Saison abhängig und da es seit drei Jahren keinen richtigen Regen in dieser Region gab, ist es fast unmöglich das Land zu bearbeiten. Die Männer und Frauen, die vorher also für einen schon sehr geringen Lohn arbeiten mussten, haben jetzt keine Chance mehr auf einen Lebensunterhalt. Oft leben auch mehrere Generationen unter einem Dach, was die Situation weiterhin erschwert. Viele Eltern im Dorf und in der Umgebung schätzen es sehr, dass ihnen die Möglichkeit bleibt, ihre Mädchen in das T.E.L.C. Frolich Home zu bringen.
Nicht nur die schwere Situation der Arbeitslosigkeit, sondern auch der Verlust eines Elternteils führt oft zur Aufnahme eines Mädchens.
Schulbildung: Das Frolich Home unterstützt die Schulbildung aller Mädchen mit größter Sorgfalt. Nach der Schule werden beispielsweise Lerngruppen mit Nachhilfelehrern gebildet, um weiterhin für Prüfungen zu lernen oder Hausaufgaben zu machen. Für die Mädchen ist es besonders wichtig nach der 10. Klasse die von der Regierung angeordnete Prüfung zu bestehen. Nur nach Bestehen dieser Prüfung können die Mädchen in die 11. und 12. Klasse gehen und auf eine weitere Berufsausbildung hoffen. Wenn ein Mädchen es schafft die 12. Klasse erfolgreich zu absolvieren, wird von der Leiterin des Frolich Homes eine geeignete Stelle zur Berufsausbildung gesucht.
Kreative und geistliche Förderung: Neben der Schule, werden die Mädchen auch im musikalischen und geistlichen Bereich gefördert. Sie erlernen Kirchenlieder, die sie beim Sonntagsgottesdienst in der Kirche vortragen können, was allen großen Spaß bereitet und das Selbstbewusstsein stärkt. Auch gibt es eine Blockflötengruppe, die 20 Blockflöten zur Verfügung hat. Es wird viel gemalt und gespielt. Bibellesungen und Gebete finden regelmäßig jeden Tag statt und alle Mädchen besuchen die Sonntagsschule in der Kirche und haben die Möglichkeit an Gebetsgruppen im Dorf teilzunehmen.
Neben diesen Aktivitäten zeigen die Mädchen großes Interesse an der Arbeit im großen Garten des Heims. Hier werden Kokusnüsse geerntet und jeden Tag gefegt, um den Schlangen keinen Unterschlupf zu gewähren. Obwohl alle Mädchen jeden Tag zweimal die Blätter, die von den Bäumen fallen, beseitigen, kommt es hin und wieder vor, dass eine Schlange gefunden wird. Dies stellt natürlich ein Risiko für alle dar, die auf dem sogenannten Compound des Heims arbeiten. Es gibt Gemüsebeete, auf denen Chillies, Auberginen, Bohnen und viele andere Gemüsesorten wachsen. Die Mädchen müssen diese Beete täglich gießen, da es nur sehr wenig Regen gibt. Sie lernen dabei spielend, wie man mit den Pflanzen umgeht. Hinter dem Grundstück gibt es seit einiger Zeit ein großes Feld, auf welchem indische Nadelbäume wachsen. Nach bereits drei Jahren können diese verkauft werden. Somit hat das Heim eine eigene Einkunftsquelle. Seitdem die Bäume gepflanzt wurden, gehört es zu den täglichen Aufgaben aller Heimmädchen, das gesamte Feld zu bewässern und das macht ihnen viel Freude, weil sie alle zusammen Spaß bei der Arbeit haben.
Die Kinder bekommen durch ihre Arbeit und das Erlernen von Tänzen, Liedern, Malen und Bibelgeschichten ein neues Selbstwertgefühl, dass ihnen helfen soll zu selbstbewussten Frauen in der indischen Realität zu werden. Sie werden später in der Lage sein ihre Familien zu versorgen und sich um ihre Eltern zu kümmern, die auf ihre Kinder angewiesen sind, sobald sie selbst nicht mehr arbeiten können.
Zu dem Heim zählt auch ein Vogelhaus und einige Hunde, die als streunende Hunde zum Grundstück kamen, gefüttert wurden und seither dort als Wachhunde dienen.
Seit einiger Zeit ist wieder eine Affenfamilie aufgetreten, die wahrscheinlich aus der nächstgelegenen Stadt Tiruvallur gekommen sein muss. So hübsch auch alle die Affen finden: sie richten viel Schaden an, indem sie unreife Kokusnüsse runterwerfen und Mangoblüten pflücken, neben all den anderen Dingen, die von Affen gestohlen werden.
Andere Institutionen auf dem Grundstück:
Kindergarten:
Im Kindergarten sind inzwischen 20 Kinder angemeldet im Alter von 1-4 Jahren. Es sind Kinder aus den ärmsten Familien des Dorfes, dessen Eltern keine Zeit haben auf die Kinder aufzupassen, weil sie beide arbeiten müssen. Die Kinder werden von drei Kindergärtnerinnen betreut, die ihnen zählen und Teile des tamilischen Alphabets beibringen und mit ihnen viele Spiele spielen und Lieder singen. Sie bekommen jeden Tag eine warme Mahlzeit, Kekse und Milch. Die Kinder können bis 4 Uhr im Kindergarten bleiben, bis sie abgeholt oder nach Hause gebracht werden.
Nähschule:
Das T.E.L.C. Industrial Centre ist eine Nähschule, die Mädchen, welche nach der 10. Klasse die Schulprüfung nicht bestanden haben, die Möglichkeit einer Ausbildung als Näherin gibt. In einer 6-monatigen Ausbildung erlernen die Mädchen das Anfertigen von Saris, Sariblusen und vielen anderen Kleidungstücken. Nach der Ausbildung erhalten sie ein Zertifikat mit dem sie eine Nähmaschine von der Regierung bekommen können, um in die Arbeit einzusteigen. Es sind immer 20 Mädchen, die von 2 Nählehrerinnen ausgebildet werden. Alle Mädchen wohnen im Industrial Centre, in dem es ebenfalls einen Schlafraum und eine Kochstelle gibt.
Aktuelle Geschehnisse:
Die momentane Situation im Frolich Home ist problematisch. Da die .....* ihre Unterstützung für das Heim nicht mehr stellt, auf Grund interner Umstrukturierungen der .....* - Organisation selbst, ist nicht nur weniger Geld zur Verfügung, sondern es erreichte das Heim ebenfalls die Nachricht, dass alle von der .....* - Organisation gesponserten Kinder in ein anderes Heim in einem Dorf namens Ikkadu müssen. Dies sei angeblich für die weitere schulische Ausbildung besser. Problematisch ist hierbei, dass zwei dieser Mädchen ihre Familie im Heim haben: die Tochter einer Nählehrerin und die Tochter des Wachmanns sind hiervon betroffen. Doch es sieht so aus, als wäre nichts zu machen. Außerdem hat der Bischof angeordnet eine Liste der Gegenstände zu machen, die von der .....* - Organisation gesponsert wurden. Diese sollen ebenfalls nach Ikkadu gebracht werden. Da jedoch nur ein Teil der Mädchen betroffen ist, werden die restlichen Mädchen ebenfalls unter dem Wegfall dieser wichtigen Einrichtungsgegenstände leiden. Es handelt sich um Gaszylinder, die immer unerschwinglicher werden, sowie Leuchtstoffröhren für besseres Licht, etc. . Zudem ist der Warden des Heims ebenfalls von der .....* eingesetzt und das Heim wird einen Neuen brauchen.
Die Mädchen sind sehr traurig über diese Ereignisse. Um weitere Schwierigkeiten zu verhindern und Unabhängigkeit vom bisher bestehenden finanziellen System zu gewinnen, müssen weitere Patenschaften ins Leben gerufen werden, da dem Heim sonst die baldige Schließung droht.
Die Leiterin Raja Manohara ist weiterhin stark darum bemüht, Kinder aufzunehmen, um das Heim am Leben zu erhalten, da es für die meisten Mädchen in Pandur und Umgebung sonst keine Möglichkeit gibt, solch ein maß an Fürsorge und Bildung zu bekommen.
momentane Zahlen:
Im Heim lebende Kinder: 67 davon über .....*: 18 Halbwaisen: 20 behindert: 1
Ausblick:
Sollte es möglich sein genügend Patenschaften zu schließen, um den Lebensunterhalt der Mädchen zu sichern, kann das Frolich Home for Girls weiterhin bestehen. Für ein Mädchen kommen Kosten von ca. 1000Rs. zustande. Dies entspricht aktuell einem Betrag von 20 Euro im Monat. Der Wegfall der .....* - Unterstützung erhöht diese Summe um ca. 5 Euro auf 25 Euro, da bislang alle Mädchen, egal ob .....* oder nicht, von der finanziellen Unterstützung profitiert haben, um Ungerechtigkeiten keinerlei Chance zu geben.
Insa Bloem
Anmerkung: An den mit .....* gekennzeichneten Stellen steht im Originaltext der Name der anderen Organisation.
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