Tranquebar
in der Geschichte
|
Tranquebar
in Darstellungen aus dem 18.Jahrhundert |
|
Tranquebar
und das umliegende Gebiet, seit 1620 Kolonie der Dänischen Ostindischen
Kompanie auf dem Gebiet des südindischen Königreichs Tanjore (heute:
Bezirk Nagapatinam, Tamil Nadu), hatte etwa 15.000 Einwohner, unter denen
die Europäer eine Minderheit darstellten. Neben Hindus und Moslems gab
es eine starke Gemeinde katholischer indischer Christen.
Der dänische König
Friedrich IV. (1671 - 1730) beabsichtigte, in Dänisch-Ostindien eine
protestantische Mission aufzubauen. Die Idee, dänische Kolonien in Afrika
für die Mission zu wählen, hatte man verworfen. So gewann der Hofprediger
des Königs, Franz Julius Lütkens (1650 - 1712), durch pietistische
Partner in Berlin zwei Schüler August Hermann Franckes für diese Aufgabe:
die Kandidaten Bartholomäus Ziegenbalg (1682 - 1719) und Heinrich
Plütschau (1677 - 1747). Sie wurden am 11. November 1705 in Kopenhagen zu
Pfarrern ordiniert. Achtzehn Tage später schifften sie sich nach Tranquebar, dem Zentrum der dänischen Kolonien in Ostindien ein und kamen
dort am 6. Juni 1706 an. Drei Jahre später folgte ihnen Johann Ernst
Gründler, der dann später, nach dem Tode Ziegenbalgs, dessen Nachfolge
antreten sollte.
Grundlage der Kolonie in
Tranquebar war der Handel. Die Ostindische Kompanie war deshalb an einem
störungsfreien Verhältnis zu den Einheimischen interessiert, duldete das
Nebeneinander verschiedener Religionen und begegnete der Mission mit
Mißtrauen.
Die
Dokumente, die den Rahmen der Mission absteckten, waren in Kopenhagen am
„grünen Tisch" entstanden und stellten einen Kompromiß dar, der
viele Fragen ausgeklammert hatte. Die Missionare wiesen sich als
Abgesandte des Königs in einer Kolonie des Königs aus und beharrten auf
den ihnen ihrer Meinung nach deshalb zustehenden Rechten. Real hatte der
dänische König, der ein Aktionär der Handelskompanie war, in der
Kolonie der Ostindischen Kompanie nur wenig zu sagen.
Der hieraus entstehende
Konflikt wurde durch die pietistischen Anschauungen und Haltungen der
Missionare verschärft. Diese kritisierten den unchristlichen Lebenswandel
der Europäer in der Kolonie, verlangten, daß Sklaven, die zum Christentum
übertraten, nicht mehr verkauft werden dürften, predigten die Gleichheit
der Menschen vor Gott, traten gegen die katholische Lehre auf und nahmen
zum Protestantismus übergetretene Katholiken in ihre Gemeinde auf.
Tranquebar bedeutet ins Deutsche übertragen „singende
Wellen“.
Quelle: PIETAS HALLENSIS UNIVERSALIS, Halle 1995
|