„Amy
Carmichel“ _________________________________________________________________________
Hilfe
für Kinder in Indien / Possibility for poor children
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Denn ihr alle seid eins in Christus
Als ich vor 16 Jahren zum
ersten Mal nach Indien fuhr, war ich ziemlich aufgeregt. Wie sieht es dort
aus? Wie werde ich mit den Menschen in Kontakt kommen. Kann ich mich bei der
Arbeit sinnvoll einsetzen?
Seitdem sind einige Jahre
vergangen. Inzwischen ist mir Indien, besonders Tamil Nadu, nicht mehr
fremd. Wenn ich heute dort hinfliege, ist es, als käme ich nach Hause.
Ich bin 42 Jahre alt und
komme aus Bremen. Seit meiner Konfirmationszeit engagiere ich mich in
kirchlicher Gemeindearbeit. Nach dem Abschluss der 10. Klasse machte ich
eine Ausbildung als Erzieherin. Die Arbeit im Kindergarten und in
Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen hat mir besonders viel Spaß
gemacht.
Trotzdem entschied ich mich
nach einiger Zeit, mein Abitur nachzumachen und Sozialarbeit zu studieren.
Nach dem Examen hatte ich
die Chance, am Freiwilligenprogramm des Evangelisch-Lutherischen
Missionswerkes in Niedersachsen teilzunehmen.
1989 flog ich zum ersten Mal
nach Indien: In Tranquebar arbeitete ich in einem Kindergarten der Tamil
Evangelical Lutheran Church (T.E.L.C.).
Aus diesem Aufenthalt
entwickelte sich das Projekt „Fortbildung für Erzieherinnen in der T.E.L.C.",
bei dem es um die Umsetzung von biblischen Geschichten, Kinderpsychologie
und kindgerechte Projekte ging.
In den folgenden Jahren
leitete ich jeweils drei Monate im Jahr diese Fortbildungen in Indien und
arbeitete die restlichen neun Monate als Gemeindepädagogin in einer Bremer
Kirchengemeinde.
Acht Jahre lernte ich
lebendige Gemeindearbeit von allen Seiten kennen und
gestaltete sie aktiv mit.
Nach einem Kirchenkonflikt
in der T.E.L.C. konnte ich meine Arbeit in Indien leider nicht fortsetzen
und begann stattdessen, zwei Monate im Jahr Fortbildungen für Erzieherinnen
in Ghana durchzuführen, diesmal in Kooperation mit der Norddeutschen
Mission.
Gleichzeitig studierte ich
Interkulturelle Kompetenz in Oldenburg.
2002 gab es wieder einen
Ortswechsel in meinem Leben: Ich fing bei der Kindernothilfe in Duisburg im
Bereich Öffentlichkeitsarbeit an.
Unter anderem arbeitete ich
dort mit Ehren-amtlichen-Gruppen in den neuen Bundesländern, war für
Kirchenpublikationen zuständig und Ansprechpartnerin zum Thema HIV/ Aids.
„Es gibt nicht mehr Juden
und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau: denn ihr alle
seid eins in Christus Jesus." (Gal 3,28)
Dieses Bibelwort ist mir
besonders im Zusammenhang mit der Arbeit in Indien und im Umgang mit
indischen Freunden wichtig geworden. Es berührt die Dalits, die Situation
der Frauen, den Umgang mit HIV/Aids, um nur einige Beispiele zu nennen.
Als ich im Februar eine
Frauengruppe in Indien besuchte, wurde dieser Vers wieder ganz präsent. Die
Frauen kamen aus dem Tsunami-Gebiet. Fischer- und Dalitfrauen (Dalit
bedeutet „gebrochen"; sie sind vom Kastensystem ausgeschlossen, werden auch
Kastenlose oder Unberührbare genannt) kamen zusammen, um von ihrer Situation
zu berichten. Viele hatten alles verloren. Die Frauen der Fischer
berichteten ausführlich über ihre Verluste. Als sich eine Dalitfrau zu Wort
meldete, fuhr die andere Gruppe sie an: „Sei still! Du hast mit Sicherheit
nichts Wichtiges zu berichten!"
Jesus Christus hat uns
Gerechtigkeit und Solidarität vorgelebt. Eine Partnerschaft, die den
Menschen in den Ländern des Südens wie auch uns in Deutschland langfristig
zugute kommt, ist mir wichtig. Dass wir von einander lernen können, dass wir
selber viele neue Erfahrungen machen, streiten können, aber auch Freude und
Spaß erleben, beinhaltet lebendige Partnerschaft.
Ich bin gespannt auf die
Arbeit als Indien-Referentin, freue mich auf die neuen Herausforderungen und
auf eine gute Zeit in Leipzig!
Ute
Penzel, seit l.
August 2005 Indien-Referentin des LMW
(Aus „Kirche Weltweit“
2/05)
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