„Amy Carmichel“ _________________________________________________________________________

Hilfe für Kinder in Indien / Possibility for poor children

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Shobana Devandiren, geboren 1980, wohnhaft in Ikkadu, Ingenieur (M.E.) für Elektrotechnik/Elektronik, Dozentin an einem privaten College in Chennai, war ab 1990 Patenkind, seit 1999 ist sie Pflegetochter von W.Stelle

 

 

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Für uns in Deutschland ist es nicht leicht, sich vorzustellen, was hinter einer Patenschaft, wie sie über unsere Patenschaftsinitiative „Amy Carmichel“ vermittelt wird, für die betroffenen Kinder selbst steckt.

Artikel von Mitarbeitern verschiedener Hilfsorganisationen habe ich schon oft gelesen – oder Berichte, von Besuchen in derartigen Projekten, gehört.

 

Meine Pflegetochter Shobana war bereit, in einem kleinen Interview, ihre eigene Sicht einmal zu schildern.

Sie kommt aus einem kleinen Dorf namens Ikkadu und stammt aus einer (1990) sehr armen Tagelöhnerfamilie (Vater Landarbeiter, Mutter Hausfrau – beide Analphabeten) mit insgesamt drei Kindern (zwei Jungen und sie). Ohne Patenschaft hätte sie als Kind keine Chance zu einem Schulabschluss gehabt – Töchter gelten in Indien auch heutzutage noch oft als „unnütz“.

Inzwischen hat sich (gerade) durch sie – und ihre abgeschlossene Ausbildung, die Familiensituation wesentlich gebessert. Jetzt ist Shobana diejenige, die mit ihrem Gehalt ihrem kleinen Bruder den Schulabschluss (Gymnasium) finanziert hat – und ebenfalls eine Berufsausbildung als Lehrer ermöglicht.

 

Hier nun das Interview:

 

Wie war es damals überhaupt dazu gekommen, dass Du als Kind ins   Internat in Pandur aufgenommen wurdest?

 

Meine Aufnahme ins TELC „Frolich Home“ geschah 1990 über die Vermittlung meiner Tante. Ich war damals 10 Jahre alt – und meine Tante hatte die Befürchtung, dass, wenn ich zu Hause wohnen bleibe und die lokale Schule sowie eine weiterführende Schule von Ikkadu aus besuchen müsste, es nie wirklich dazu kommen würde. Meine Eltern hätten dann einfach meine Schulausbildung abgebrochen. So hat sie mich aber ins „Frolich Home“ gebracht, damit ich dort aufgenommen wurde – und die Schulausbildung am Gymnasium in Pandur weiterführen und abschließen konnte.

 

Wie wurdest Du dann zu einem Patenkind?

 

Das war damals in Pandur ganz normal. Wie jedes andere Kind, das neu im „Frolich Home“ ankam, schrieb auch ich einen „Vorstellungsbrief“ und schickte ihn nach Deutschland. Schon bald darauf bekam ich einen Brief von einem Herrn Winfried Stelle, der besagte, dass er nun mein Pate ist – und auch ein Freund für mich sein möchte.

 

War die Patenschaft eine wichtige Hilfe für Dich und Dein Leben?

 

Ja, unbedingt. Ohne meine Patenschaft hätte ich nie die Chance gehabt meine Schulausbildung mit einem Abschluss der 12.Klasse zu beenden – und die Finanzierung meiner Internatskosten wäre nicht möglich gewesen (Verpflegung, Kleidung, Gesundheitssorge, Schuluniform, Weihnachts- und andere Geschenke sowie alles weitere).

Ich hätte auf einem anderen Weg auch nie daran denken können, eine Ausbildung als Ingenieur für Elektrotechnik und Elektronik, noch dazu mit einem Diplomabschluss, zu beginnen - und die beiden Zusatzausbildungen wären für mich, ohne die zusätzliche Hilfe durch meinen Pflegevater, ebenfalls nie in Betracht gekommen.

 

Welche Zusatzausbildungen waren das? - Und als was arbeitest Du jetzt?

 

Nach meinem 4-jährigen Ingenieurstudium konnte ich noch eine einjährige Computerausbildung (u.a. Webdesign) mit Diplom und eine Weiterbildung bei der Elektrizitätsbehörde von Tamil Nadu (TNEB) belegen. Inzwischen arbeite ich als Dozentin am Polytechnischen College in Chennai.

 

Was denkst Du, wäre aus deinem Leben geworden, wenn Du die Chance mit der Patenschaft nicht gehabt hättest?

 

Wenn ich die Chance mit der Patenschaft nicht gehabt hätte? Nun, dann wäre ich dazu gezwungen, zu Hause zu sitzen und darauf zu warten, dass mir die Eltern einen Bräutigam suchen (den ich gar nicht wollte).

Ich selber kann nicht glauben, dass ein Mädchen, dass wie ich aus einem abgelegen Dorf in Indien kommt - und noch dazu aus einer Familie ohne jegliche Bildung, auch nur die geringste Chance hat, irgendein Ziel zu erreichen. – Ohne solch eine Art von Unterstützung, wie ich sie von dir erhalten habe, ist da gar nichts möglich.

Danke für das Interview!

 

Winfried Stelle / Shobana Devandiren

 

 

 

 Das Interview wurde im Herbst 2006 geführt.

 

 

 

 

 

 

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T. E. L. C. FROLICH HOME 20903 (Girls)

PANDUR  POST  (Via) KADAMBATHUR.

TIRUVALLUR DISTRICT.

Tamil Nadu / South India